Bettlägerigkeit: Herausforderungen, Folgen und die besten Tipps

Bettlägerigkeit ist ein anhaltender Zustand, vor dem viele Menschen im Alter Angst haben. Das ist kein Wunder, denn wer möchte schon zumindest einen Großteil des Tages an sein Bett gefesselt sein? Ganz gleich, ob die Bettlägerigkeit plötzlich durch einen Unfall oder schleichend durch eine Erkrankung eintritt, stellt sie sowohl für die betroffene Person als auch für Pflegende eine große Herausforderung dar.

Eine Herausforderung jedoch, der Sie mit dem richtigen Wissen um die Bettlägerigkeit gestärkt entgegensehen können. Wo also liegen die Ursachen? In welchen Phasen läuft die Bettlägerigkeit ab? Welche Folgen und Konsequenzen ergeben sich daraus für die Gesundheit? Und was sind die besten Tipps zum Umgang mit Bettlägerigkeit? Wir haben die Antworten!

Definition: Was bedeutet Bettlägerigkeit?

Für das Phänomen der Bettlägerigkeit gibt es in der professionellen Pflege gleich mehrere Definitionen. Grundsätzlich gelten Menschen als bettlägerig, die ihren Lebensmittelpunkt im Bett bzw. an einem vergleichbaren Liegeort haben. Gleichzeitig sind diese Menschen nicht dazu in der Lage, den Liegeort selbstständig zu verlassen. Es ist Bettlägerigen etwa nicht möglich, ihr Bett ohne fremde Hilfe beispielsweise für einen Toilettengang zu verlassen. Allerdings unterscheidet man die Bettlägerigkeit nach dem Grad der Ausprägung in schwerere und leichtere Fälle.

Bei einer leichten Form der Bettlägerigkeit etwa können betroffene Personen täglich mehrere Stunden außerhalb ihres Liegeortes verbringen – wenn auch mit Hilfe. In schweren Fällen besteht eine strikte Bewegungsunfähigkeit, durch die Patient:innen das Bett gar nicht mehr verlassen können. Selbst eigenständige Bewegungen innerhalb des Bettes sind in diesem Stadium kaum noch bis gar nicht mehr möglich.

Derzeit fehlen noch umfassende Statistiken und Untersuchungen zum Thema Bettlägerigkeit. Eine Pilotstudie aus Österreich gibt jedoch anhand des Beispiels Wiener Pflegeeinrichtungen einen spannenden Einblick in die Zahlen, die sich in ihrer Größenordnung nahezu auf Deutschland übertragen lassen.

Datenquelle zur Grafik

Demnach sind etwa 49,8 Prozent der Bewohner:innen der Pflegeheime leicht, mittelschwer bzw. schwer bettlägerig. Am häufigsten ist dabei mit 22,8 Prozent die Gruppe der Personen, die gar nicht aus dem Bett aufstehen kann. Grob gesagt: Jeder zweite Pflegeheimbewohner bzw. jede zweite Pflegeheimbewohnerin wird einmal bettlägerig.

Bettruhe ist nicht gleich Bettlägerigkeit

Verwechslungsgefahr besteht häufig bei den Begrifflichkeiten Bettruhe und Bettlägerigkeit. Die Bettlägerigkeit meint eine in jedem Fall unfreiwillige und dauerhafte Bindung an einen Liegeort infolge eines Unfalls oder einer Verletzung. Bei der Bettruhe dagegen geht es um einen befristeten Zeitraum.

Dieser wird von Ärzt:innen verordnet, um die Genesung zum Beispiel nach einer Operation bestmöglich zu fördern. Nichtsdestotrotz können die Folgen einer längeren Bettruhe den Folgen der Bettlägerigkeit ähneln. Durch die wieder zunehmende Aktivität und Selbstständigkeit sind diese Folgen (beispielsweise Muskelschwund) jedoch umkehrbar.

Die fünf Phasen der Bettlägerigkeit

In den meisten Fällen bricht die Bettlägerigkeit nicht von heute auf morgen über Menschen herein. Schwere Unfälle einmal ausgenommen, verläuft die Bettlägerigkeit als schleichender Prozess in den folgenden fünf Phasen bzw. Entwicklungsstufen:

  1. Stufe: „Instabilität“

Zu Beginn der ersten Stufe steht der noch weitgehend selbstständige ältere Mensch. Im Verlauf der Zeit stellt sich eine zunehmende Instabilität im Alltag ein. Diese umfasst Unsicherheiten und das Erlebnis, immer häufiger nicht mehr sicher stehen und gehen zu können. Viele Betroffene reagieren darauf mit Ängsten. Diese können so weit gehen, dass die Personen etwa aus Angst vor Stürzen oder aus Scham gegenüber anderen Menschen ihr Haus, ihre Wohnung oder ihr Zimmer im Pflegeheim nicht mehr verlassen.

Breits auf dieser Stufe kann aktives Eingreifen dazu führen, die Situation zu verbessern und die faktische Bettlägerigkeit zu verhindern oder zumindest hinauszuzögern. Hilfsmittel wie Rollatoren und andere Gehhilfen geben hier die notwendige Sicherheit und schaffen für die Betroffenen zusätzliche Lebensqualität.

2. Stufe: „Geschehnis“

Die Angst davor, die eigenen vier Wände zu verlassen, führt zu einer tatsächlichen Verschlechterung des Gesundheitszustands. Immerhin führt ein geringeres Maß an Bewegung zu abnehmender Bewegungsfähigkeit und Koordination bei gleichzeitig zunehmenden Bewegungseinschränkungen.

Es handelt sich also um einen Teufelskreis, der wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung arbeitet. In der Folge kommt es in der „Geschehnis“-Phase tatsächlich zu einem schwerwiegenden Vorfall wie einem Sturz, der oft mit schwersten Brüchen einhergeht.

3. Stufe: „Immobilität“

Das sogenannte Geschehnis führt zunächst zu temporären, häufig aber auch bereits bleibenden Bewegungseinschränkungen. Typisch ist dies etwa im Nachgang eines klassischen Oberschenkelhalsbruchs bei Senioren. Durch das häufig traumatische Ereignis meiden die Betroffenen Aktivitäten vor allem außerhaus noch mehr als zuvor.

Der somit überwiegend sitzend oder sogar liegend stattfindende Tagesablauf verringert die Bewegungsmöglichkeiten noch weiter. Nicht selten sind Betroffene bereits in der Immobilitätsphase auf fremde Hilfe angewiesen – so etwa beim Umlagern oder Aufstehen.

4. Stufe: „Stagnation“

In der vierten Entwicklungsphase setzt die Zementierung der immobilen Lage ein. Während der sogenannten Stagnationsphase ist eine eigenständige Bewegung außerhalb des Liegeortes nicht mehr möglich. Damit sind die betroffenen Personen vollständig auf die Hilfe fremder Personen angewiesen. Auch die verbleibende Mobilität beginnt nun stetig abzunehmen.

5. Stufe: „Bettlägerigkeit“

Ist die finale Entwicklungsstufe „Bettlägerigkeit“ erreicht, kann der Betroffene ohne fremde Hilfe nicht mehr selbstständig agieren. Typischerweise kann das Bett gar nicht mehr oder nur mit großem Aufwand und externer Unterstützung für wenige Stunden verlassen werden. Man könnte also sagen, dass die betroffene Person nun in allen Lebenssituationen pflegebedürftig und darüber hinaus ans Bett gefesselt ist.

Ursachen: Die häufigsten Gründe für Bettlägerigkeit

Nur in den seltensten Fällen tritt die Bettlägerigkeit unvermittelt auf. Unfälle, die mit einer hohen Querschnittslähmung oder einem wachkomatösen Zustand einhergehen, sind glücklicherweise selten. Nichtsdestotrotz lohnt sich ein Blick auf die dominanten Ursachen und Risikofaktoren.

Immerhin steigt die Wahrscheinlichkeit für Bettlägerigkeit im Alter an. Anhand von einigen Vorzeichen lassen sich die Vorboten bereits erkennen. Zeitiges Handeln führt dazu, dass die Lebensqualität trotz Einschränkungen so lange wie möglich in einem adäquaten Umfang erhalten werden kann.

Chronische Erkrankungen als Ursache für Bettlägerigkeit

Die meisten chronischen Erkrankungen führen über kurz oder lang zu schweren körperlichen Beeinträchtigungen. In deren Folge nimmt die Bewegungsfähigkeit immer weiter ab, was das Risiko für eine Bettlägerigkeit zusehends ansteigen lässt. Typische Erkrankungen, in deren Folge es mit einer besonders hohen Wahrscheinlichkeit zu einer Bettlägerigkeit kommt, sind unter anderem:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z.B. Herzinsuffizienz)
  • Atemwegserkrankungen (z.B. COPD)
  • Erkrankungen des Nervensystems (z.B. Morbus Parkinson, Multiple Sklerose)
  • Krebserkrankungen (vor allem durch Behandlungsnebenwirkungen)
  • Degenerative Erkrankungen (z.B. Osteoporose, Arthrose)
  • Infektionskrankheiten (z.B. COVID-19)
  • Psychische Erkrankungen (z.B. Depressionen, Demenz)

All diese Erkrankungsmuster befeuern den Kreislauf aus der Angst vor abnehmender Bewegungsfähigkeit (sowie den Folgen) und dem daraus resultierenden tatsächlichen Abnehmen der Bewegungsfähigkeit.

Unfälle als Ursache für Bettlägerigkeit

Es muss nicht immer gleich ein Unfall mit Verletzungen der Wirbelsäule sein. Auch ein einfacher Sturz kann für einen Senioren bereits den Weg zur Bettlägerigkeit vorzeichnen. Ein besonders häufiges Phänomen ist die Bettlägerigkeit infolge eines Oberschenkelhalsbruchs. Dieser wird gerade bei älteren Menschen durch den Abbau der Knochensubstanz (Osteoporose) immer wahrscheinlicher.

Der beste Weg, um Stürzen im Alter und damit auch dem Risiko für Bettlägerigkeit vorzubeugen, ist eine umfassende Bewegungstherapie. Bewegung stärkt Knochen und Muskulatur der Senior:innen und reduziert damit das Sturzrisiko.

Soziale und psychologische Faktoren als Ursache für Bettlägerigkeit

Ein häufig unterschätzter Risikofaktor für Bettlägerigkeit ist die menschliche Psyche. Auch hier ergeben sich mehrere Faktoren, welche die Bettlägerigkeit begünstigen können. So etwa kann der plötzliche Tod des Lebenspartners oder der Lebenspartnerin zu einem schleichenden sozialen Rückzug führen. Der soziale Rückzug geht mit einem Verlust an Sozialkontakten außerhalb der eigenen vier Wände einher und fördert somit die stetig zunehmende Inaktivität.

Aber auch der Umzug vom eigenen Zuhause in ein Pflegeheim oder die Angst nach einem Sturzereignis vor einem weiteren Unfall können diesen Zustand befördern. Gerade in einem solchen Kontext ist es wichtig, Senior:innen zunehmend aktiv in das Leben zu integrieren und somit auch deren Bewegungsfähigkeit zu fördern.

Diese Folgen ergeben sich aus der Bettlägerigkeit

Der menschliche Körper ist eine Effizienzmaschine. Das heißt, dass er sich unheimlich schnell an seine Umwelt anpasst. Fehlen etwa über längere Zeit Bewegungs- und Belastungsreize, baut der Organismus „überflüssige“ Muskulatur ab. Diese muss schließlich mit Energie versorgt werden.

Das Gleiche gilt für die Knochenmasse. Unter dem Strich leidet durch den Muskel- und Knochenschwund auch die Fähigkeit zur effizienten Zusammenarbeit von Muskeln und Nerven. Die Folge: unbeholfene Bewegungen, Kraftlosigkeit und nicht zuletzt ein enormes Sturzrisiko.

Mit dem gleichen Phänomen haben im Übrigen auch Astronauten zu kämpfen, die längere Zeit in der Schwerelosigkeit des Weltraums verbringen. Während sich diese meist fitten jungen Menschen dem Problem jedoch schnell wieder entziehen können, geraten Senior:innen in einen Teufelskreis. In der Folge bauen Körper und Geist weiter ab, wie ein Blick auf die weiteren möglichen Konsequenzen der Bettlägerigkeit zeigt:

  • Die geringere Aktivität führt zu einer Abnahme der Leistungsfähigkeit des Herzens.
  • Bewegungsmangel gipfelt in einem drastischen Anstieg des Thromboserisikos.
  • Der Säure-Basen-Haushalt sowie der Wasserhaushalt geraten aus dem Gleichgewicht.
  • Durch die mangelnde Durchlüftung der Lunge steigt die Gefahr für eine Lungenentzündung.
  • Infolge des geringeren Energiebedarfs kommt es häufig zu Übergewicht.
  • Der Verdauungstrakt gerät aus dem Takt. Die Folge: Symptome wie Verstopfungen.
  • Durch mangelnde Bewegung werden Gelenke schlechter ernährt, sodass diese immer steifer werden.
  • Fehlende Belastung lässt die Knochendichte abnehmen, wodurch das Osteoporose-Risiko zunimmt.
  • Ständiges Liegen ohne eigenständige Bewegung fördert das Entstehen von Druckgeschwüren (Dekubitus bzw. „Wundliegen“) und offenen Wunden.

Wundliegen bei Bettlägerigen vorbeugen

Der umgangssprachlich auch als „Wundliegen“ bekannte Dekubitus ist eine der häufigsten Folgen der Bettlägerigkeit. Kein Wunder, immerhin liegen die betroffenen Personen ohne eigene Aktivität stundenlang auf einigen Hautstellen. Um zu verhindern, dass Druckgeschwüre entstehen, müssen Patient:innen daher regelmäßig mobilisiert werden.

Dabei sollte der Körper so auf dem Untergrund gelagert werden, dass eine gleichmäßige Druckverteilung auf einer möglichst großen Fläche erfolgt. Darüber hinaus empfiehlt sich die Verwendung spezieller Anti-Dekubitus-Matratzen, die den Auflagedruck des Körpers reduzieren. Zudem verringern sie durch die Entlastung die Arbeit für Pflegende, da Betroffene weniger häufig umgelagert werden müssen.

Die richtige Pflegeform bei Bettlägerigkeit – Von Pflegeheim bis Pflegedienst

Eines haben alle Bettlägerigen gemeinsam: Sie sind in ihrer Selbstständigkeit erheblich eingeschränkt. Damit haben sie auch einen Anspruch auf einen Pflegegrad sowie die damit verbundenen Pflegeleistungen. Damit einher geht immer auch die Frage nach der richtigen Pflegeform für bettlägerige Personen.

Sowohl die Pflege durch Angehörige zu Hause als auch die Pflege durch einen ambulanten Pflegedienst sowie im Pflegeheim haben hier ihre eigenen Vor- und Nachteile. Die Pflege durch Angehörige ist für Pflegebedürftige häufig die angenehmste Form, da bereits eine persönliche Nähe besteht und der Scham der Hilfslosigkeit meist geringer ausfällt.

Im Gegenzug bedeutet diese Entscheidung für Pflegende jedoch eine enorme körperliche, zeitliche und psychische Belastung. Demgegenüber steht die Unterbringung in einem Pflegeheim, wo eine professionelle Betreuung nach individuellen Bedürfnissen möglich ist. Allerdings ist die Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung meist mit hohen Kosten verbunden, die häufig nicht komplett von der Pflegekasse übernommen werden.

Tipp:

Der Abschluss einer privaten Pflegezusatzversicherung kann diese Lücke häufig sogar komplett schließen. Informieren Sie sich noch heute über die Leistungen der Pflegezusatzversicherung von MAXCARE und sichern Sie sich optimal für alle Eventualitäten ab.

Die Alternative genau zwischen der heimischen Pflege durch Angehörige und der Unterbringung im einer Pflegeeinrichtung ist die häusliche Pflege durch einen ambulanten Pflegedienst. So können Patient:innen weiterhin in ihrer gewohnten Umgebung bleiben. Gleichzeitig fällt die Belastung für die Angehörigen deutlich geringer aus.

Die besten Tipps für die Pflege Bettlägeriger durch Angehörige

Die Pflege von bettlägerigen Personen ist anspruchsvoll und anstrengend. Das gilt sowohl für pflegende Angehörige als auch für die Pflege durch professionelle Kräfte. Immerhin bedeutet dies eine 24-Stunden-Betreuung, da die betroffene Person ihr Bett nicht einmal für einen nächtlichen Toilettengang eigenständig verlassen kann. Aus diesem Grund ist jeder Tipp hilfreich, der die Pflege der Betroffenen für Pflegende erleichtert und die Gesundheit des Betroffenen bestmöglich fördert:

  • Belegen Sie in jedem Fall einen Pflegekurs, um sich mit der Theorie und Praxis des korrekten Umgangs mit Bettlägerigen vertraut zu machen.
  • Fördern Sie die Bewegung der betroffenen Person durch Mobilisationstechniken sowie Kinästhetik. Dies erhält und aktiviert die eigenständigen Bewegungsabläufe.
  • Achten Sie bei der Ernährung von Betroffenen sowie von Pflegebedürftigen allgemein auf einen hohen Eiweißgehalt. Dieser hilft dabei, dem drohenden Muskelabbau entgegenzuwirken.
  • Kalziumreiche Ernährung ist ebenfalls förderlich für die Gesundheit, da der Mineralstoff unter anderem die Knochensubstanz stärkt.
  • Nutzen Sie möglichst viele zur Verfügung stehende Hilfsmittel, um sich die Arbeit zu erleichtern und die betroffene Person so mobil wie möglich zu halten. Dazu zählen beispielsweise Umsetz- und Hebehilfen, Mobilitätshilfen (z.B. Rollstühle) oder Positionierungshilfen (z.B. spezielle Betten, Matratzen und Kissen).

Anspruch auf Pflegehilfsmittel

Bettlägerige Personen mit einem anerkannten Pflegegrad haben bei der Beschaffung von Hilfsmitteln einen Anspruch auf finanzielle Unterstützung durch die Pflegekasse.