Zahnunfall bei Kindern – So verhalten Sie sich im Notfall richtig
Erinnern Sie sich einmal selbst an Ihre Kindheit zurück. Wie oft haben Sie als Dreikäsehoch beim Spielen mit Ihren Freunden Situationen erlebt, in denen Sie aus der Perspektive eines Erwachsenen glimpflich davongekommen sind? Schrammen, aufgeschlagene Knie, Prellungen nach Fahrradstürzen und ja, auch der eine oder andere abgebrochene Zahn war in Ihrem Sandkasten-Freundeskreis mit Sicherheit dabei.
Tatsächlich ist die Gefahr für Zahnunfälle bei Kindern bis zum 14. Lebensjahr besonders groß. Kein Wunder, immerhin sind die Kleinen besonders abenteuerlustig und aktiv. In unserem Ratgeber geben wir Ihnen einen Leitfaden an die Hand, wie Sie sich im Notfall richtig verhalten und worauf es bei einem Zahnunfall ankommt.
Bildquelle: Adobe Stock / esthermm
Welche Zahnunfälle sind bei Kindern am häufigsten?
Die meisten Zahnunfälle passieren, wenn die Kleinen beim Spielen stürzen. Das gilt beispielsweise für Situationen, in denen die kleinen Racker allein sind. Vielmehr gilt es aber im Eifer des Gefechts mit mehreren Spielkameradinnen und Spielkameraden. Ein wahrer Klassiker sind Fahrradstürze, bei denen Kinder mit dem Gesicht auf dem Lenker oder einer Kante aufschlagen.
Auch Kleinkinder, die gerade erst das Laufen lernen, sind für Zahnunfälle besonders gefährdet. Bis zum Alter von vier Jahren sind Zahnunfälle auch bei Milchzähnen besonders ernst zu nehmen. Hintergrund ist, dass die Zahnwurzel der Milchzähne noch nicht vollständig ausgebildet ist. Stürzt ein Kind nun auf den Zahn, kann sich dieser leicht komplett verschieben.
Am häufigsten betroffen sind die oberen Schneidezähne, schließlich sind diese durch ihre exponierte Lage sehr anfällig für äußere Kräfte. Bei Zusammenstößen beim Spielen sowie beim Ausüben von Kontaktsportarten wie Fußball kommt es häufiger zu abgebrochenen und komplett ausgeschlagenen Zähnen. Auch die leichte Lockerung von Zähnen tritt häufig auf. Seltener sind komplett verschobene oder durch einen Sturz auf den Kiefer in den Kiefer hineingedrückte Zähne.
Milchzahn oder bleibender Zahn? – Das ist ein himmelweiter Unterschied
Viele Eltern gehen davon aus, dass es nicht schlimm ist, wenn ein Milchzahn in Mitleidenschaft gezogen wird. „Die fallen doch ohnehin bald aus“, so der häufige Tenor. Gesunde Milchzähne sind für die Entwicklung des Kiefers sowie des gesamten Kauapparates aber enorm wichtig. Aus diesem Grund sollten Sie auch bei einem Zahnunfall mit einem Milchzahn den Zahnarzt aufsuchen.
Bei einem verschobenen Milchzahn wird dieser etwa wieder in Position gebracht. Auch abgesplitterte Bruchstücke kommen, sofern diese noch auffindbar sind, wieder an ihren Platz. Hier kann der Zahnarzt durch das „Decken“ das freiliegende Zahninnere wieder abdecken. Lediglich wenn der Milchzahn komplett ausgeschlagen ist, setzen Zahnärzte diesen in der Regel nicht wieder ein. Gegen das Wiedereinsetzen spricht die Gesunderhaltung der darunter liegenden bleibenden Zähne.
Sobald ein Milchzahn komplett ausgeschlagen ist, wird die Wurzel von Bakterien besiedelt. Damit kann das Wiedereinsetzen im schlimmsten Fall zu einer Infektion und damit zu einer Schädigung des bleibenden Zahns führen. Anders sieht es bei einem Zahnunfall mit einem bleibenden Zahn aus. Immerhin hat eine unbehandelte Schädigung langfristige Folgen für die Kiefer- und Zahngesundheit.
Warum die Korrektur verschobener Zähne so wichtig ist
Speziell, wenn ein Milchzahn (oder auch bleibender Zahn) verschoben ist, sollte die Behandlung noch am selben Tag erfolgen. Wird der Zahn nicht gleich wieder in seine angestammte Position zurückgedrückt, setzt der Heilungsprozess ein. Das könnte dazu führen, dass sich Ober- und Unterkiefer nicht mehr richtig schließen lassen. Die Folge ist eine massive Störung der Gebissentwicklung.
Dringlichkeit und Handlungsbedarf bei verschiedenen Zahnunfällen
Nicht jeder Zahnunfall ist gleich dramatisch oder muss umgehend von einem Zahnarzt behandelt werden. Die folgende Tabelle gibt Ihnen einen Überblick über die Dringlichkeit der Behandlung bei verschiedenen Zahnunfällen bei Milchzähnen und bleibenden Zähnen. Nichtsdestotrotz empfehlen wir Ihnen, im Zweifelfalls bei jedem Zahnunfall bei Kindern Kontakt zu einem Zahnarzt aufzunehmen.
Zahnunfall | Handlung: Milchzahn | Handlung: Bleibender Zahn |
gelockert | Die Behandlung gelockerter Milchzähne ist nicht dringend. Dennoch sollte der Zahn nach Möglichkeit eine Weile nicht belastet werden. Aus versicherungstechnischen Gründen sollte der Vorfall dennoch aufgenommen werden. | Gelockerte Zähne sollten nicht belastet werden. Sie sind dringend behandlungsbedürftig, da sie eventuell erneut befestigt werden müssen. |
verschoben | Belassen Sie den verschobenen Zahn an seiner Position und suchen Sie einen Zahnarzt auf. Hier drohen bei Nichtbehandlungen Fehlentwicklungen des Kiefers. | Belassen Sie den verschobenen Zahn an seiner Position und suchen Sie einen Zahnarzt auf, der den Zahn an seine natürliche Position rückt. |
abgebrochen | Je mehr Zahnmaterial abgebrochen ist, desto dringender ist die Behandlung. Lagern Sie abgebrochene Stücke möglichst in einer Rettungsbox. Dringt Blut aus dem Zahn sollten Sie umgehend den Zahnarzt aufsuchen. | Je mehr Zahnmaterial abgebrochen ist, desto dringender ist die Behandlung. Lagern Sie abgebrochene Stücke möglichst in einer Rettungsbox. Dringt Blut aus dem Zahn sollten Sie umgehend den Zahnarzt aufsuchen. |
hineingeschlagen | Ist ein Zahn hineingeschlagen, ist eine Behandlung nur selten notwendig. Dennoch sollten Sie den Zahnarzt wegen möglicher Folgeschäden informieren und einmal auf die betroffenen Zähne schauen lassen. | Bei in den Kiefer geschlagenen Zähnen des bleibenden Gebisses besteht ein dringender Behandlungsbedarf. Hier muss der Zahn in seine Ursprungsposition gebracht werden. Häufig sind Untersuchungen zu Folgeschäden nötig. |
ausgeschlagen | Da ausgeschlagene Milchzähne in der Regel nicht replantiert werden, reicht es aus, wenn Sie innerhalb einiger Tage einen Zahnarzt aufsuchen. | Herausgeschlagene Zähne sind eine Indikation für einen sofortigen Zahnarztbesuch, damit der Zahn schnell wieder eingesetzt werden kann. Je schneller die Reaktion, desto besser die Chance, den Zahn zu retten. |
Die Zahnrettungsbox – Eine clevere Lösung bei Zahnunfällen
Wenn ein großes Stück von einem Kinderzahn abbricht oder gar der ganze (bleibende) Zahn ausgeschlagen wird, ist geistesgegenwärtiges Handeln gefragt. Sobald die empfindliche Wurzelhaut eines Zahnes mit der Luft in Kontakt kommt, trocknet diese aus. Mit jeder Minute, die der Zahn ungeschützt ist, sinkt die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Replantation.
Aus diesem Grund müssen ausgeschlagene Zähne und Zahnfragmente feucht gelagert werden. Am besten funktioniert dies mit einer in der Apotheke erhältlichen Zahnrettungsbox. Diese einhält eine speziell für Zähne angepasste Nährlösung, in der der Zahn zuverlässig feucht gehalten wird. Und das für bis zu zwei Tage.
Achtung: Eine gekaufte Zahnrettungsbox hat ebenfalls ein Verfallsdatum. Nach dem Kauf hält die Box bzw. die darin enthaltene Nährlösung drei Jahre. Danach muss die Box ausgetauscht werden.
Nun haben Sie im Fall eines Zahnunfalls aber nicht immer eine Zahnrettungsbox zur Hand. Auch andere Medien helfen dabei, einen Zahn möglichst gut zu schützen. Während die Lagerung in einer Rettungsbox für 24 bis 48 Stunden problemlos möglich ist, hält sich ein Zahn in H-Milch gut ein bis zwei Stunden. In einer isotonen Kochsalzlösung aus der Apotheke sind es nur noch 30 Minuten. Ähnlich sieht es aus, wenn Sie den Zahn in Plastikfolie einwickeln. Eine Zahnrettungsbox im Haus zu haben ist für den Notfall damit definitiv sinnvoll.
Checkliste: So verhalten Sie sich bei einem Zahnunfall richtig
- Bewahren Sie Ruhe, denn Ihr Stressniveau überträgt sich auf Ihr Kind. Gerade bei kleineren Kindern ist dies nicht förderlich.
- Beruhigen Sie Ihr Kind und beweisen Sie, dass Sie wissen, was in dieser Situation zu tun ist.
- Falls eine Wunde oder Verletzung im Bereich der Haut aufgetreten ist, säubern Sie sie und desinfizieren Sie die Verletzung mit Hilfe eines nicht brennenden Desinfektionsmittels.
- Sollte ein Zahn abgebrochen oder ganz ausgeschlagen worden sein, suchen Sie den Zahn bzw. dessen Stücke.
- Achten Sie darauf, dass Sie beim Aufheben eines ausgeschlagenen Zahns die empfindliche Wurzel nicht berühren.
- Geben Sie den Zahn bzw. das Zahnfragment in eine Zahnrettungsbox aus der Apotheke. Die darin enthaltene Nährlösung sichert das Überleben des Zahngewebes.
- Schreiben Sie sich die Uhrzeit auf, zu der Sie den Zahn in die Rettungsbox gelegt haben. Diese Information ist für den Zahnarzt für die spätere Behandlung wichtig.
- Hat sich ein Zahn nur gelockert, sollte er unbedingt im Mund bleiben. Im Zahnfach ist die Wurzel trotz Lockerung deutlich besser geschützt als an der Luft. Bitten Sie Ihr Kind zudem, den Mund zu schließen und nicht mit der Zunge am betroffenen Zahn herumzuspielen.
- Rufen Sie bei Ihrem Zahnarzt an und schildern Sie den Vorfall und den Befund möglichst genau.
- Machen Sie sich abhängig von den Anweisungen des Zahnarztes sofort oder zu einem genannten Termin auf den Weg zum Zahnarzt bzw. in eine Zahnklinik.
Tipp
Zahnunfälle passieren häufig zu Unzeiten. Aber auch abends und am Wochenende müssen Sie nicht auf die zahnärztliche Versorgung verzichten. Sowohl im Internet als auch in der lokalen Zeitung finden Sie die aktuellen Kontaktdaten des zahnärztlichen Notdienstes.
Mit MAXCARE sind Sie nach einem Zahnunfall auf der sicheren Seite
In vielen Fällen ist es trotz aller Rettungsversuche nicht möglich, einen bleibenden Zahn zu retten. Dann wiederum sind aufwendige zahnärztliche Behandlungen oder sogar ein Zahnersatz gefragt. Da gerade Kinder noch lange mit ihren Zähnen leben, ist ein besonders hochwertiger Zahnersatz eigentlich Pflicht. Allerdings übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung bzw. Unfallversicherung nur einen Bruchteil der tatsächlich anfallenden Kosten.
Alles, was über die Leistungen der sogenannten Regelversorgung hinausgeht, zahlen Sie aus eigener Tasche. Mit einer guten Zahnzusatzversicherung können Sie Ihrem Kind die bestmögliche Zahnbehandlung zukommen lassen, ohne sich Sorgen um Ihren Geldbeutel machen zu müssen. Wer sich beispielsweise für den Exklusiv-Tarif von MAXCARE entscheidet, profitiert von einer Kostenübernahme von bis zu 100 Prozent.