Amalgamfüllungen – Bewährt, aber zahnunfreundlich
Bewährt, aber zahnunfreundlich
Die Zahnmedizin ist eine der ältesten Disziplinen der Medizin. Kein Wunder, denn ein gesunder Kauapparat war schon immer überlebenswichtig. Schon vor mehreren hundert Jahren behandelten die Zahnärzt:innen kariöse Zähne unter anderem durch das Ausbohren und Füllen. Der wohl älteste Füllstoff, der heute noch sehr verbreitet ist, hört auf den Namen Amalgam.
Dabei steht Amalgam immer mehr im Fokus, da sich die Bedenken im Hinblick auf eine potenzielle Schädlichkeit mehren. Was aber ist Amalgam? Ist eine Amalgam-Füllung im Zahn wirklich schädlich? Und welche Alternativen gibt es zu Amalgam? Wir beantworten die wichtigsten Fragen auch aus wissenschaftlicher Sicht.
Bildquelle: Adobe Stock / contrastwerkstatt
Was ist Amalgan eigentlich?
Was für Sie vielleicht überraschend ist: Amalgam ist ein Metall. Genau genommen handelt es sich um eine Metalllegierung aus Silber, Kupfer, Zinn und Quecksilber. Da Letzteres als Element giftig ist, muss das Metall sogar als Sondermüll entsorgt werden. Damit Sie sich einmal ein Bild machen können:
Allein in der Europäischen Union werden jedes Jahr rund 70 Tonnen Quecksilber für die Produktion von Amalgam benötigt. Interessanterweise nehmen Zahnärzt:innen den größten Teil dieser Produktionsmenge ab, um damit etwa Füllungen von kariösen Zähnen vorzunehmen. Die folgende Grafik gibt Ihnen einen Eindruck davon, wie viel Amalgam allein in den vergangenen 30 Jahren in deutschen Mündern gelandet ist. Noch bis vor wenigen Jahren war Amalgam das dominante Material für Füllungen.
Eindrücklich zeigt sich, wie die Zahl der jährlich von Zahnärzt:innen abgerechneten Füllungen seit 2000 stetig gesunken ist. Von 62 Millionen Füllungen im Jahr 2000 ist die Zahl über rund 20 Jahre auf etwa 45 Millionen Füllungen im Jahr 2022 gesunken. Ein großer Teil davon wird aber noch immer mittels Amalgam durchgeführt. Und das trotz der Tatsache, dass Amalgam in vielen anderen Ländern bereits für Zahnfüllungen verboten ist.
Darum sehen Expert:innen Amalgan kritisch
Die Metalllegierung setzt sich aus etwa 50 Prozent flüssigem Quecksilber und etwa 50 Prozent Legierungspulver zusammen, das aus Silber, Quecksilber, Kupfer und Zink besteht. Schon in der Mitte des 20. Jahrhunderts kam es in Fachkreisen zu heftigen Streitigkeiten rund um die potenzielle Schädlichkeit von Amalgam.
Immerhin können durch die Füllungen minimale Mengen des Quecksilbers in den Mundraum gelangen und von dort aus in andere Bereiche des Körpers transportiert werden.
Nun sollten wir bedenken, dass Quecksilber auch auf ganz natürliche Weise im menschlichen Körper vorkommt. In jedem Liter Blut befinden sich rund 1,5 Mikrogramm Quecksilber. Dieses nehmen wir beispielsweise über unsere tägliche Ernährung auf. Allerdings macht frei nach Paracelsus auch hier die Dosis das Gift. Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass eine Blutkonzentration ab fünf Mikrogramm dem Körper auf Dauer schaden kann.
Amalgamfüllungen geben stets etwas Quecksilber ab. Wie viel des Materials austritt, hängt vom Zustand der Füllung, der Anzahl der Füllungen sowie deren Alter ab. Dabei liegt es auf der Hand, dass zahlreiche vorhandene Amalgamfüllungen potenziell mehr Quecksilber abgeben als nur eine einzige. Auch beschädigte Füllungen können höhere Konzentrationen absondern als unbeschädigte Füllungen.
Warum wird Amalgan trotzdem noch für Füllungen verwendet?
Es gibt einige gute Gründe, die für Amalgam als Füllmaterial sprechen. Amalgam ist leicht zu verarbeiten und härtet schnell aus. Neben der kurzen Aushärtezeit ähnelt es im verarbeiteten Zustand der Beschaffenheit von echtem Zahnmaterial und erreicht darüber hinaus eine optimale Füllhöhe bis zum Rand des zu füllenden Zahns. Außerdem dehnt sich die Füllung durch den Druck beim Einbringen aus. Damit schließen sich selbst kleinste Spalten zwischen der Füllung und dem Zahnmaterial.
Die beiden Hauptargumente für den Einsatz von Amalgam sind jedoch einerseits die enorme Langlebigkeit sowie die geringen Kosten. Amalgamfüllungen halten in der Regel mindestens acht Jahre und müssen deutlich seltener erneuert werden. Gleichzeitig handelt es sich um eine preiswerte Möglichkeit zur Reparatur von Zahndefekten. Besonders häufig kommt die Füllung bei schwer erreichbaren Defekten im Bereich der Backenzähne zum Einsatz.
Somit ist die Behandlung von möglichst vielen Patient:innen leistbar. Auch trägt die Krankenkasse in der Regel einen großen Teil der Kosten. Aufgrund der möglichen Quecksilberproblematik dürfen bei Kindern unter 15 Jahren, Stillenden und Schwangeren keine Amalgamfüllungen mehr verwendet werden. Eine Ausnahme besteht dann, wenn dies aus zahnärztlicher Sicht zwingend notwendig ist.
Sind Amalganfüllungen nun gefährlich?
Fakt ist, dass Amalgamfüllungen Quecksilber abgegeben können. Der Großteil gelangt allerdings bereits während des Einbringens in Form von Quecksilberdämpfen in die Umgebung. Aber auch bei der Entfernung einer Amalgamfüllung durch einen Bohrer werden Quecksilberdämpfe frei. In beiden Fällen verflüchtigen sich diese allerdings schnell. Auch durch das individuelle Kauverhalten und die daraus resultierende Abnutzung kann sich Material lösen.
Nichtsdestotrotz sieht das Robert Koch-Institut (RKI) derzeit keine Beweise dafür, dass diese kleinsten Mengen an Quecksilber aus Amalgamfüllungen die Entstehung ernsthafter Erkrankungen wie ALS, Autismus, Multiple Sklerose, Alzheimer, Parkinson sowie diverse Hormonstörungen fördern. Nichtsdestotrotz weist das RKI darauf hin, dass aufgrund der mangelnden Datenbasis ein Restrisiko nicht auszuschließen ist. Diese Gesamteinschätzung teilen auch der wissenschaftliche Dienst des Bundestages sowie das Bundesinstitut für Heil- und Arzneimittelforschung (BfArM).
Kompletter Verzicht auf Amalgamfüllungen geplant
Aufgrund mehrerer Gründe wird aktuell geprüft, ob ein kompletter Verzicht auf Amalgamfüllungen bis 2030 durchgesetzt werden kann bzw. ob der komplette Verzicht möglich ist. Dieses Ansinnen geht allerdings weniger auf das nicht restlos ausgeräumte Gesundheitsrisiko zurück, sondern in erster Linie auf den Umweltschutz. Amalgam belastet die Natur in erheblichem Maße, da es nicht abbaubar ist.
Vor- und Nachteile von Amalganfüllungen auf einen Blick
Vorteile von Amalgamfüllungen | Nachteile von Amalgamfüllungen |
– Einfach zu verarbeiten – Füllt Zähne bis zum Rand auf – Härtet schnell aus – Hat eine antibakterielle Wirkung – Hohe Langlebigkeit – Kostengünstig – Hält hohen Belastungen beim Kauen stand – Kostenübernahme durch die Kasse | – Metallische Farbe ist optisch auffällig – Durch Sichtbarkeit nicht für Seitenzähne geeignet – Enthält giftiges Quecksilber – Kann allergische Reaktionen hervorrufen – Amalgam ist schädlich für die Umwelt – Es muss als Sondermüll entsorgt werden – Es kann im Mund zu korrosiven Wirkungen mit anderen Metallen kommen |
Wie lässt sich eine Quecksilbervergiftung erkennen?
Derzeit bestehen keine gesicherten Erkenntnisse, die ein signifikantes Gefährdungsrisiko durch Amalgamfüllungen vermuten lassen. Dennoch ist es aufgrund eines potenziellen Restrisikos sinnvoll, sich mit den Symptomen einer möglicherweise durch Amalgam verursachten Quecksilbervergiftung zu beschäftigen. Zu den am häufigsten genannten Symptomen gehören unter anderem:
- Konzentrationsprobleme
- Müdigkeit
- Erschöpfung
- Niedrige Leistungsfähigkeit
- Depressionen
- Stimmungsschwankungen
Diese Alternativen gibt es zur Amalganfüllung
Auch heute noch ist die Amalgamfüllung aus Kostengründen eine häufig angewandte Standardbehandlung. Dabei wartet die Zahntechnik mittlerweile mit deutlich besseren Materialien auf. Ganz gleich, ob für die Erstbehandlung oder als Ersatz für eine alte Amalgamfüllung – diese Alternativen bieten sich für Patient:innen an:
- Kunststofffüllungen:
Nach den Amalgamfüllungen sind Kunststofffüllungen die nächsthochwertigere Variante. Die Kunststoffe werden als formbare Paste in den vorbereiteten Zahn eingebracht. Dort wird die Paste angepasst, gehärtet und schließlich poliert. Allerdings nutzen sich die Kunststofffüllungen relativ schnell ab, sodass diese alle drei bis fünf Jahre zu erneuern sind. Hinzu kommt die hohe Anfälligkeit für Verfärbungen.
- Kompositfüllungen:
Bei Kompositfüllungen handelt es sich um eine Mischung aus Kunststoff und Keramik. Das Mischungsverhältnis der meisten Kompositfüllungen liegt bei ca. 20 Prozent Kunststoff und etwa 80 Prozent Keramik. Ebenso wie Kunststofffüllungen werden Kompositfüllungen als Paste angepasst, gehärtet und poliert. Durch die Kombination beider Materialien liegt die Haltbarkeit von Kompositfüllungen meist bei acht Jahren und mehr.
- Keramikfüllungen:
Einlagefüllungen aus Keramik (Inlays) sind die langlebigsten nicht-metallischen Füllungen. Sie bestehen aus reiner Zahnkeramik und zeichnen sich durch ihre hohe Verträglichkeit sowie die optimale Anpassbarkeit an die natürliche Zahnfarbe aus. Zudem halten hochwertige Keramik-Inlays 15 Jahre und länger. Der Nachteil: Unter allen Füllungsmethoden sind Keramikfüllungen die teuerste Behandlungsoption.
Zahnzusatzversicherung macht den Weg zur hochwertigen Füllungen frei
Eines steht fest: Die zahnärztliche Versorgung hierzulande ist gut. Das gilt auch für die sogenannte Regelversorgung, deren Kosten zum Löwenanteil von den gesetzlichen Krankenkassen getragen werden.
Wer allerdings hochwertigere Füllung möchte, die nicht nur extrem haltbar und widerstandsfähig sind, sondern auch noch absolut natürlich aussehen, bleibt auf einem hohen Eigenanteil sitzen. Mit einer guten Zahnzusatzversicherung schützen Sie sich vor hohen Zahnarztkosten und profitieren dennoch von einer optimalen Versorgung.
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