Gingivitis – Entstehung, Risiken und Prophylaxe
Sie leiden unter Zahnfleischbluten, auffällig gerötetem oder schmerzendem Zahnfleisch? Diese Alarmsignale sollten Sie ernst nehmen. Oft genug steckt hinter diesen harmlos wirkenden Symptomen eine ausgewachsene Zahnfleischentzündung (Gingivitis). Erfahren Sie, wie sie entsteht, wo die Risikofaktoren liegen, wie Sie eine Zahnfleischentzündung erkennen und was Sie dagegen tun können.
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Was ist eine Zahnfleischentzündung?
Bei der Zahnfleischentzündung handelt es sich um eine chronische oder akute Infektion des Zahnfleischs. In der Regel hat die Entzündung eine bakterielle Ursache. Möglich ist aber auch eine Infektion mit Pilzen oder Viren. Die betreffenden Bakterien, Viren oder Pilze siedeln sich unter anderem durch mangelnde Mundhygiene begünstigt im Mundraum bzw. an den Zähnen an.
Die aggressiven Säuren und Giftstoffe, die sie zum Beispiel bei der Verstoffwechselung von Nahrungsmittelresten produzieren, dringen durch feine Spalten in das Zahnfleisch ein. Durch den Kontakt mit den Toxinen bzw. Säuren wird das empfindliche Zahnfleisch angegriffen. In der Folge versucht der Körper, diese Eindringlinge durch das Entstehen einer Entzündung abzuwehren. Grundsätzlich unterscheiden Mediziner zwischen vier Arten der Zahnfleischentzündung:
- Akute Zahnfleischentzündung
- Chronische Zahnfleischentzündung
- Zahnfleischentzündung an Implantaten
- Akute nekrotisierende und ulzeröse Zahnfleischentzündung
Wo liegt der Unterschied zwischen einer akuten und einer chronischen Gingivitis?
Wussten Sie, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Sie aktuell eine Gingivitis haben, bei rund 80 Prozent liegt? Das liegt ganz einfach daran, dass ständig kleinere Entzündungen irgendwo am Zahnfleisch bestehen. Diese bekommt unser Immunsystem jedoch in kürzester Zeit unter Kontrolle. Hier spricht man von einer sogenannten akuten Zahnfleischentzündung, die in der Regel nicht wehtut und keine sonderlichen Symptome verursacht. Erst wenn die Entzündung mindestens eine Woche lang andauert, sprechen Zahnmediziner von einer chronischen Zahnfleischentzündung.
Ursachen für Gingivitis
Die Hauptursache für die Entstehung einer Zahnfleischentzündung ist mangelnde Mundhygiene. Immerhin begünstigen Nachlässigkeiten bei der Mundpflege die extreme Vermehrung von Bakterien. Gemeinsam mit Stoffwechselprodukten, Nahrungsresten und Speichel bilden diese Bakterien die sogenannte bakterielle Plaque.
Innerhalb dieses Zahnbelags sind die Erreger gut vor dem Immunsystem geschützt, das diese ansonsten in Schach hält. Dementsprechend können die Erreger ungestört Schadstoffe produzieren. Mit der Zeit bildet sich durch die Anlagerung von Mineralien sogar Zahnstein. Dieser ist ein wahres Paradies, in das sich Bakterien besonders gerne einnisten. Darüber hinaus können sich durch Zahnstein kleine Taschen im Zahnfleisch (Parodontitis) bilden.
Abgesehen von mangelnder Mundhygiene kann auch zu intensive Mundhygiene Zahnfleischentzündungen hervorrufen. Das passiert etwa dann, wenn Sie das Zahnfleisch durch zu starken Druck verletzen. Ebenso können auch allgemeine Verletzungen des Zahnfleischs durch das Endringen von Bakterien zu einer Zahnfleischentzündung führen.
Achtung Risikofaktoren!
Leider haben nicht alle Menschen das gleiche Risiko, eine Zahnfleischentzündung zu entwickeln. Abgesehen von der mangelnden Zahnhygiene und Zahnfleischverletzungen gibt es weitere Umstände, die eine Gingivitis begünstigen können. Das sind unter anderem:
- Übermäßiger Alkoholkonsum
- Rauchen
- Einnahme von Anabolika
- Unterernährung
- Vitaminmangel (vor allem Vitamin-C-Mangel)
- Bereits vorhandene Karies
- Chronischer Stress
- Hormonelle Einflüsse (zum Beispiel in der Pubertät, bei Schwangerschaft oder Diabetes mellitus)
- Einnahme von Medikamenten, die das Immunsystem unterdrücken
- Manche Bluthochdruck-Medikamente, die den Wirkstoff Nifedipin enthalten
- Leukämie (Blutkrebs)
Zahnfleischentzündung – Diese Symptome sollten Sie kennen
Zu Beginn verursacht eine Zahnfleischentzündung keine Schmerzen. Erst in späteren Stadien können diese als Symptom hinzukommen. Wichtig ist daher, dass Sie auf das Aussehen Ihres Zahnfleischs achten. Während gesundes Zahnfleisch rosafarben ist und fest am Zahn anliegt, ist entzündetes Zahnfleisch meist deutlich gerötet und sichtbar geschwollen. Häufig fühlt es sich zudem weich an und liegt nicht fest am Zahn an. Als Begleitsymptome kommen typischerweise Zahnfleischbluten und Mundgeruch hinzu.
Verlauf und Folgen der Zahnfleischentzündung
Unbehandelt breitet sich die Gingivitis weiter aus. Befällt eine chronische Zahnfleischentzündung auch den Zahnhalteapparat, kommt es zur sogenannten Parodontitis. Durch die Bildung von Zahnfleischtaschen und den Rückgang des Zahnfleischs lockern sich die Zähne. Zudem liegen die Zahnhälse zunehmend frei, was diese anfällig für Schmerzen und Karies macht. In schwereren Fällen kann eine unbehandelte Zahnfleischentzündung zum Ausfall einzelner Zähne führen.
Akute nekrotisierende ulzeröse Zahnfleischentzündung
Besonders tückisch ist die sogenannte „akute nekrotisierende ulzeröse Zahnfleischentzündung“. Hier ist vor allem das Zahnfleisch zwischen den Zähnen betroffen, wo sich meist Geschwüre bilden. Zudem stirbt das Zahnfleisch an den betroffenen Stellen ab. Diese Form der Gingivitis zeigt sich beispielsweise anhand von Zusatzsymptomen wie auffälliger Abgeschlagenheit und hohem Fieber.
Wie wird eine Zahnfleischentzündung behandelt?
In den meisten Fällen heilt eine Zahnfleischentzündung binnen weniger Tage von allein ab. Grundvoraussetzung ist allerdings, dass Sie Ihre Mundhygiene regelmäßig und gewissenhaft durchführen. Bildet sich die Entzündung auch nach längerer Zeit nicht zurück, ist der Gang zum Zahnarzt empfehlenswert. Das ist gerade dann der Fall, wenn sich bereits Zahnstein gebildet hat. Dieser lässt sich lediglich professionell entfernen. Darüber hinaus testet der Zahnarzt die Festigkeit des Zahnfleischs, die Rauigkeit der Zahnoberfläche sowie, ob das Zahnfleisch leicht zu bluten beginnt.
Im Anschluss an die professionelle Zahnreinigung erhalten Sie in der Regel eine Mundspülung mit Wirkstoffen wie Chlorhexidin. Die Spülung soll die Anzahl der im Mundraum befindlichen Bakterien senken und sorgt dafür, dass sich Bakterien nicht wieder ansiedeln. Besteht die Gingivitis weiterhin, sind weitere Untersuchungen notwendig, um andere Ursachen, wie zum Beispiel eine Schieflage im Hormonhaushalt zu erkennen.
Hausmittel gegen Zahnfleischentzündung
Neben klassischen Mundspülungen und den verschriebenen Salben können Sie parallel auch mit Hausmitteln gegen eine Gingivitis vorgehen. Allem voran stehen hier entzündungshemmende Mittel, die die Entzündung abklingen lassen. Ideal sind beispielsweise Kamillentee- und Salbeitee zum Gurgeln, da beide Pflanzen schleimhautschützende und entzündungshemmende Stoffe beinhalten. Alternativ greifen Sie zu einer Mixtur aus Wasser mit Apfelessig. Auch der Essig soll entzündungshemmend und antibakteriell wirken und zudem die Speichelbildung anregen.
Zahnfleischentzündungen vorbeugen
Um es gar nicht erst zu einer Gingivitis kommen zu lassen, sollten Sie einige Prophylaxe-Regeln beachten:
- Achten Sie auf eine regelmäßige Mundhygiene: Da bakterielle Zahnbeläge der Hauptauslöser für Zahnfleischentzündungen sind, sollten Sie diese regelmäßig beseitigen. Zweimal täglich Zähneputzen wirkt bereits Wunder. Idealerweise nutzen Sie zudem einmal pro Tag Zahnseide oder eine Interdentalbürste. Ist Ihr Zahnfleisch bereits gereizt, sollten Sie ein Modell mit weichen Borsten wählen.
- Die richtige Zahnpasta: Eine Zahnpasta mit Fluorid schützt Ihre Zähne nicht nur vor Karies, sondern kann auch dabei helfen, gegen Gingivitis vorzubeugen.
- Weniger Zucker essen: Weniger Zucker bedeutet ganz einfach weniger Nahrung für Bakterien. Und das bedeutet wiederum weniger Toxine und Säuren, die das Zahnfleisch angreifen können. Zudem bietet es sich an, den Mund nach dem Genuss von Süßem mit einem Glas Wasser durchzuspülen. Das gilt auf für gezuckerten Kaffee.
- Verzichten Sie auf das Rauchen: Rauchen ist nicht nur ungesund für die Lunge, sondern erhöht auch das Risiko für Zahnfleischentzündungen und Parodontitis enorm. Hintergrund: Die zahlreichen Inhaltsstoffe schwächen das Immunsystem.
- Kräftigen Sie Ihr Immunsystem: Stärken Sie Ihr Immunsystem durch eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Auch Sport und allgemein Bewegung an der frischen Luft sind ideal.
- Regelmäßige Zahnreinigung: Lassen Sie einmal jährlich eine professionelle Zahnreinigung durchführen. Auf diesem Weg entfernt der Zahnarzt Plaque, an den Sie mit der Zahnbürste und Co. nicht herankommen. Zudem lassen sich so auch Risikofaktoren wie Karies bereits frühzeitig erkennen.