So schädlich wirkt sich Alkohol auf die Zahngesundheit aus
Bereits von Kindesbeinen an lernen wir, dass das Nervengift Alkohol schädlich für den Körper ist. Dass Alkohol aber einen besonderen Einfluss auf die Zähne und den gesamten Mundraum haben kann, dürfte für viele Menschen neu sein.
Wer regelmäßig Alkohol trinkt, zerstört auf Dauer seine Zahn- und Mundgesundheit. Die Mundflora reagiert empfindlich auf die zunehmende Trockenheit, die Zähne werden durch ein Gemisch aus Säure sowie Zucker angegriffen und sogar die Mundhöhle ist anfällig für Tumore. In diesem Beitrag schauen wir einmal genauer auf die Probleme im Mund, die durch regelmäßigen Alkoholkonsum entstehen.
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Schädlicher Genuss von Alkohol
Wir Deutschen trinken zu viel Alkohol. Mit 12,8 Litern reinen Alkohols pro Kopf und Jahr nehmen wir im europäischen Vergleich einen traurigen Spitzenplatz ein (siehe untenstehende Grafik).
Dabei ist Alkohol ein Gift, das die Körperzellen schädigt. Alkohol ist ein Ethanol, das aus pflanzlichen Stoffen wie Gerste oder Weintrauben hergestellt wird und nach dem Trinken über die Dünndarmschleimhaut in den Körper gelangt. Im Gehirn hat Alkohol eine dämpfende Wirkung auf die Botenstoffe, die Informationen zwischen den Nervenzellen übertragen. Die Wahrnehmung verlangsamt sich und das Belohnungssystem reagiert positiv. Alkohol richtet jedoch an verschiedenen Stellen im Körper Schäden an, wie die folgende Übersicht zeigt:
- Gehirn: Hirnschäden durch Einfluss auf die Nervenzellen. Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnisleistung lassen nach.
- Leber: Entstehung einer Fettleber, da das Organ für den Alkoholabbau zuständig ist.
- Herz-Kreislauf: Alkoholkonsum führt zu Bluthochdruck, Herzschwäche oder einem erhöhten Schlaganfallrisiko.
- Persönlichkeit: Der gesamte Charakter eines Menschen kann sich verändern. Reizbarkeit, Unruhe, Depressionen oder Unzuverlässigkeit sind die Folgen.
- Übergewicht
- Gastritis (Entzündung der Magenschleimhaut)
- Pankreatitis (Entzündung der Bauchspeicheldrüse)
- Impotenz
Was ist eigentlich Alkohol?
Der Begriff Alkohol stammt aus dem Arabischen, wo „al-kuh“ „das Feine“ bedeutet. Er wird durch Gärung von Zucker oder durch Destillation alkoholhaltiger Flüssigkeiten gewonnen. Es gibt verschiedene Arten von Alkohol, von denen Ethanol die genießbarste Form ist.
Beim Ethanol handelt sich um eine farb- und geruchlose Flüssigkeit, die in der Industrie eine häufige Verwendung findet. Zur Herstellung alkoholischer Getränke wird Zucker durch Mikroorganismen (Hefen) in Alkohol umgewandelt.
Wie bereits erwähnt, leiden aber auch die Zähne und die gesamte Mundhöhle stark unter dem Konsum alkoholischer Getränke. Was hier im Einzelnen passiert, wollen wir uns etwas genauer ansehen.
Säuren beeinträchtigt den Zahnschmelz
Alkoholische Getränke enthalten durch den Fermentationsprozess Säuren, die als Nebenprodukt bei der Vergärung von Zucker zu Alkohol entstehen. Der Konsument nimmt diese Säuren mit zunehmendem Konsum von Bier, Wein oder Spirituosen auf. Die Folge ist ein gesunkener pH-Wert im Mund, der den Zahnschmelz angreift.
Viel schlimmer ist jedoch der im Alkohol enthaltene Zucker. Alkoholische Getränke weisen einen unterschiedlich hohen Zuckergehalt auf. Vor allem süße Liköre oder Fruchtschnäpse enthalten besonders viel Süße, dagegen besitzt beispielsweise trockener Wein nur wenig davon.
Im Mund kommt der Zucker mit Bakterien in Kontakt, die ihn in Säure umwandeln. Eine Übersäuerung im Mund führt dabei zu einem negativen pH-Wert und zur Bildung von Karies, was wiederum den Zahnschmelz schädigt. Ein sich ständig zersetzender Zahnschmelz verursacht Schmerzen, da die darunterliegenden Schichten freiliegen und beispielsweise Kälte bis zum Zahnnerv vordringen kann.
Das Trinken von Wasser hilft, den Zucker möglichst schnell aus dem Mund zu spülen. Ansonsten ist es natürlich immer ratsam, sich nach dem Alkoholgenuss sofort die Zähne zu putzen. Dies gilt insbesondere dann, wenn es nach übermäßigem Alkoholkonsum zu Erbrechen gekommen ist und sowohl der zersetzte Alkohol als auch die Magensäure den Zahnschmelz angreifen.
Verfärbung der Zähne durch Rotwein
Ein zweiter negativer Einfluss des Alkoholkonsums auf die Zahngesundheit ist die Verfärbung der Zähne. Das strahlende Weiß verschwindet bei regelmäßigem Alkoholgenuss, vor allem, wenn Rotwein häufig zu den bevorzugten Getränken gehört. Rotwein enthält Farbpigmente, die am Zahnschmelz haften und nach und nach tief in die Poren eindringen. Hinzu kommt, dass der Zuckergehalt den Zahnschmelz aufweicht, wodurch die Farbpigmente noch leichteres Spiel haben.
Neben Rotwein führt auch dunkles Bier durch seinen hohen Malz- und Gerstenanteil zu Zahnverfärbungen. Zudem sind Spirituosen wie Whisky durch die Kombination der enthaltenen Farbpigmente und den höheren Zuckergehalt schädlich für das strahlende Weiß der Zähne.
Verfärbungen der Zähne
Nicht nur manche alkoholischen Getränke verfärben die Zähne. Auch andere Getränke wie Kaffee oder Tee können durch die darin enthaltenen pflanzlichen Gerbstoffe – die Tannine – dafür sorgen, dass die Zähne ihr strahlendes Weiß verlieren.
Während Tee für gelbliche Flecken verantwortlich ist, verursacht Kaffee braune Verfärbungen. Auch Nahrungsmittel enthalten pflanzliche Gerbstoffe. Dazu gehören Kräuter, Weintrauben, Schokolade, Nüsse oder Beeren.
Alkohol fördert die Mundtrockenheit
Mundtrockenheit ist schlecht für die Zähne, denn ein guter Speichelfluss neutralisiert die Bakterien im Mund und verhindert eine Übersäuerung. Außerdem kann sich auf den Zähnen schneller Zahnbelag bilden, der den Zahnschmelz angreift.
Mundtrockenheit ist also in doppelter Hinsicht eine Gefahr für den Zahnschmelz. Außerdem entsteht Mundgeruch, weil zu wenig Speichel vorhanden ist, der Bakterien und Speisereste wegspült. Verbleiben diese im Mund, entstehen vermehrt flüchtige Schwefelverbindungen, die allgemein als Mundgeruch bezeichnet werden. Alkohol fördert Mundtrockenheit auf drei verschiedene Arten:
1. Alkohol ist ein Diuretikum, das heißt, er regt die Urinproduktion in den Nieren an. Durch diese entwässernde Wirkung geht auch der Speichelfluss zurück, was zu Mundtrockenheit führt.
2. Da Alkohol Säuren enthält und durch seinen Zucker zur zusätzlichen Säurebildung beiträgt, wird der Speichel im Mund gebunden und vom Körper nicht so schnell nachproduziert.
3. Alkohol hat eine betäubende Wirkung auf die Steuerung der Nervenzellen im Gehirn. Dies kann dazu führen, dass die notwendigen Signale zur Speichelproduktion ausbleiben.
Infektionen und Entzündungen im Mund möglich
Alkohol führt bei regelmäßigem Konsum zu einer Schwächung des Immunsystems. Ist dieses nicht mehr in der Lage, Bakterien ausreichend abzuwehren, haben Entzündungen und Infektionen im Körper freie Bahn.
Eine Gingivitis, also eine Zahnfleischentzündung, die meist bei mangelnder Zahnhygiene auftritt, ist die Folge einer möglichen Infektion im Mundraum. Ist die Wunde erst einmal entstanden, sorgt der Alkohol durch die Beeinträchtigung der Durchblutung für eine schwächere Zellregeneration.
Neues Gewebe wächst nicht mehr so schnell und die Wunde schließt sich nicht oder nur sehr langsam. Bakterien nutzen die offene Wunde dann als Eintrittspforte und der Patient leidet unter Schmerzen, Schwellungen oder anderen Komplikationen.
Gingivitis und Parodontitis
Eine Zahnfleischerkrankung ist gekennzeichnet durch eine gerötete, geschwollene oder leicht blutende Haut am Zahnfleischrand. Zahnärzt:innen sprechen hierbei im ersten Stadium von einer Gingivitis. Ursache ist in den meisten Fällen Zahnbelag, der sich zwischen Zahn und Zahnfleisch festsetzt und durch mangelnde Hygiene nicht dauerhaft entfernt wird.
Breitet sich die Entzündung aus, spricht man von einer Parodontitis, die den gesamten Zahnhalteapparat betrifft. Die Folge kann der Verlust eines oder mehrerer Zähne sein, falls die zahnstützende Struktur nicht mehr vorhanden ist.
Risiko für Mundkrebs deutlich höher
In der Mundhöhle kann Krebs entstehen, der allgemein als Mundkrebs bezeichnet wird. Es handelt sich im Vergleich zu anderen Krebsarten um eine seltenere Erkrankung (siehe nachfolgende Grafik). Er äußert sich im Anfangsstadium durch Veränderungen der Zahnstruktur, Mundgeruch, Zahnfleischbluten, Schmerzen im Mund oder Schluckbeschwerden.
Neben Rauchen, unzureichender Mundhygiene, Humane Papillomaviren (HPV) oder schlechten Ernährungsgewohnheiten kann auch Alkohol zu Mundkrebs führen. Wissenschaftler:innen vermuten, dass dies über eine Schädigung der Mundschleimhaut durch Ethanol geschieht. Dadurch werden Entzündungsprozesse ausgelöst, die schließlich zur Krebsentstehung führen. Die genauen Ursachen sind wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt, aber es steht fest, dass Alkohol ein hoher Risikofaktor für Mundkrebs ist.
Behandlung von Mundhöhlenkrebs
Zur Behandlung von Mundhöhlenkrebs untersuchen Mediziner:innen zunächst das Ausmaß der Erkrankung durch eine Gewebeentnahme. Anschließend sichern bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Computer- oder Magnetresonanztomographie die Diagnose.
Die chirurgische Entfernung des befallenen Bereichs ist anschließend der wichtigste Teil der Behandlung. Hat sich der Krebs bereits weiter ausgebreitet, kann eine Strahlen- oder Chemotherapie notwendig werden. Die Überlebenschancen hängen von der Ausbreitung der Erkrankung ab. Nicht metastasierte Karzinome haben grundsätzlich bessere Heilungschancen, sodass hierbei 90 Prozent der Patient:innen überleben.
Schutz der Zähne und des Mundraums
Natürlich ist es immer ein schnell ausgesprochener Rat, auf Alkohol komplett zu verzichten, um die hier beschriebenen Folgen zu vermeiden. Ist dies jedoch keine Option, so ist zumindest auf eine gesteigerte Mundhygiene zu achten.
Zusätzlich zum Alkohol sollte man viel Wasser trinken. Das Wasser spült die Säure aus dem Mund und schützt so den Zahnschmelz. Außerdem fördert die Wasserzufuhr den Speichelfluss, wodurch sich Trockenheit vermeiden lässt.
Wichtig ist auch, nach dem Alkoholgenuss die Zähne zu putzen. Plaque und säurehaltige Zahnbeläge lassen sich so schnell entfernen. Zu beachten ist jedoch, dass insbesondere Wein den Zahnschmelz aufweicht. Durch sofortiges Zähneputzen würde der weiche Zahnschmelz schneller abgebaut, was sich negativ auswirkt. Empfehlungen besagen daher, nach dem Genuss von Wein oder anderen stark säurehaltigen alkoholischen Getränken mindestens 30 Minuten zu warten.
Wassertrinken und Zähneputzen können die Symptome des Alkoholkonsums lindern. Sie lassen sich jedoch nicht vollständig vermeiden, sodass der Umgang mit dem Nervengift Alkohol immer verantwortungsvoll erfolgen muss.