Wie sinnvoll ist Zahnseide?
Hilft sie oder hilft sie nicht?
Zahnseide – sie gehört seit vielen Jahren zur gesunden Mundhygiene dazu, zumindest für die meisten Verbraucher. Doch hängt die Mundgesundheit wirklich am seidenen Faden? Ist Zahnseide tatsächlich ein brauchbarer Helfer oder wird die Reinigungsmethode überbewertet? Das Gesundheitsministerium der USA ist sich einig: Zahnseide wird überbewertet und in den USA künftig nicht mehr empfohlen. Tatsächlich gibt es bislang keine Studien, die den Mehrwert von Zahnseide wirklich bestätigen. Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass sie wirkt – und so wird sie immer noch von vielen Zahnärzten empfohlen.
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Reinigung der Zahnzwischenräume mit Zahnseide
Fakt ist, dass Karies nicht nur auf der Zahnoberfläche entsteht, sondern auch in den Zahnzwischenräumen. Insbesondere Handzahnbürsten kommen da allerdings nicht überall hin und so können sich Bakterien unbemerkt ausbreiten und schließlich zur Karies führen. Natürlich ersetzt die Zahnseide keine Zahnbürste, aber sie ist ein ergänzendes Reinigungsmittel und deutsche Zahnärzte sind in der Mehrheit nach wie vor davon überzeugt. Rund 70 Prozent der Zahnoberflächen sind mit der Handzahnbürste erreichbar, etwas mehr ist es bei Anwendung einer elektrischen Zahnbürste. Doch die versteckten Bereiche zwischen den Zähnen bedürfen gesonderter Aufmerksamkeit.
Insbesondere bei engen Zahnzwischenräumen ist Zahnseide oft die einzige Methode, Essensreste und Bakterien zwischen den Zähnen zu entfernen. Eine Alternative sind Interdentalbürsten, die jedoch nur bei größeren Zahnzwischenräumen in Frage kommen. Auch wenn es keine relevante Statistik darüber gibt, wie viele Kariesfälle durch die Verwendung von Zahnseide verhindert werden können, empfehlen deutsche Zahnärzte den Griff zum Fädchen nach wie vor.
Die richtige Anwendung ist wichtig
Um den Nutzen von Zahnseide zu erhöhen, ist es wichtig, sie richtig einzusetzen. Hierfür ist ein wenig Übung erforderlich, doch dann funktioniert die Anwendung wie von selbst. Zunächst erfolgt der Zuschnitt des benötigten Stücks. Hier sind pro Zahnzwischenraum rund 40 cm ausreichend. Da Zahnseide im praktischen Spender verkauft wird, kann sie daraus ohne Schere entnommen werden.
Die beiden Enden der Zahnseide werden um die Spitzen von Zeige- oder Mittelfinger gewickelt. Nun hat der Anwender die Möglichkeit, das Stück Seide zu spannen und so funktionsfähig zu machen. Die Zahnseide wird in den ersten Zahnzwischenraum eingeführt, was im Frontzahnbereich besonders einfach gelingt. Die meiste Übung braucht es, um die hinteren Backenzähne zu behandeln. Das Stück Zahnseide wird vorsichtig nach unten gezogen, bis es den Zahnfleischsaum berührt.
Nun wird eine C-Form gebildet, indem der Faden um die Seite des Nachbarzahns gelegt wird. Anschließend erfolgt die Zickzackbewegung entlang der Seitenfläche bis zur Zahnkrone. Nachdem der Vorgang beidseitig durchgeführt wurde, ist der erste Zahnzwischenraum gereinigt. Nachdem sämtliche Zähne auf diese Weise behandelt wurden, werden Speisereste und Bakterien kräftig mit Wasser ausgespült. Es ist wichtig zu beachten, dass für jeden Zahnzwischenraum ein neues Stück Zahnseide verwendet wird.
Verschiedene Arten von Zahnseide
Zahnseide wird aus einer Vielzahl an Nylonfäden hergestellt, die miteinander verdreht wurden. Nylon ist elastischer und reißfester als die früheren, auch heute noch verkauften Baumwollvarianten. Zahnseide wird vorgerollt auf Spindeln in einem Plastikbehälter verkauft. Doch es gibt Unterschiede bezüglich der Art. So stehen beispielsweise gewachste, ungewachste und beschichtete Zahnseiden im Handel zur Verfügung.
Für Anfänger eignet sich eine gewachste Zahnseide besonders gut. Auch wenn die Zähne eng zusammenstehen und die Zahnzwischenräume knapp sind, ist diese Variante sinnvoll. Die gewachste Zahnseide gleitet leichter zwischen zwei Zähne und ermöglicht eine komfortable Reinigung. Gewachste Zahnseide ist oft mit speziellen Geschmacksrichtungen wie Minze erhältlich.
Dementgegen steht die ungewachste Variante, deren Reinigungseffekt höher ist. Da die Oberfläche dieser Zahnseide rau ist, werden Essensreste und Bakterien stärker entfernt. Allerdings droht bei sehr engen Zahnzwischenräumen ein Ausfransen der Fäden. Ungewachste Zahnseide kann auch mit einem Anteil an Fluorid oder Chlorhexin erworben werden.
Flauschzahnseide
Zu den Spezialzahnseiden gehört die sogenannte Flauschzahnseide. Sie verfügt – anders als die beiden anderen Varianten – über besonders flauschige Fadenanteile. Diese Art ist sehr gut geeignet für die Reinigung von Brückengliedern oder Zahnspangen. Es ist mit dem breiten Faseranteil in der Mitte besonders gut möglich, größere Zahnlücken zu reinigen, wo die klassische Zahnseide zu dünn wäre.
Eine weitere, seltener genutzte Variante ist die bandförmige Zahnseide, ein sogenanntes Tape. Dieses eignet sich ebenfalls bei großen Zahnzwischenräumen, kann aber auch für enge Bereiche genutzt werden. Tapes sind vor allem bei Anfängern beliebt, da sie sehr einfach in der Handhabung ist.
Eine Abwandlung, aber dennoch dem Bereich Zahnseide zuzuordnen, sind Flosetten. Hierbei handelt es sich um eine Haltevorrichtung, die mit einem Stück Zahnseide bespannt ist. Diese Halterungen sind Einwegprodukte, die nach der Verwendung entsorgt werden. Der Vorteil dieser Flosetten liegt darin, dass auch hinten liegende Zahnzwischenräume leicht erreicht werden können.